Vorsicht bei der Risikoeinstufung

In einem klassischen Beratungsgespräch werden mit dem Kunden die gewünschten Anlagerisiken besprochen und diskutiert.

Hierbei bewertet man in der Beratung häufig die Mischungsverhältnisse zwischen Aktien und Festverzinslichen Wertpapieren.

Was bedeutet das?

Aktien stuft man in unseren Landen als Risikoinvestment ein. Festverzinsliche Wertpapiere gelten als sichere Anlageform. Mischt man nun die beiden Anlageklassen, ergeben sich unterschiedliche Risikoprofile. Diese Mischungsverhältnisse ergeben dann die üblicherweise die Risikoeinstufung.

Ein Beispiel:

Aktien 25% – Festverzinsliche Wertpapiere 75% = niedriges Risiko

Aktien 50% – Festverzinsliche Wertpapiere 50% = mittleres Risiko

Aktien 75% – Festverzinsliche Wertpapiere 25% = höheres Risiko

Auf den ersten Blick erscheint diese Einstufung sinnvoll zu sein. Ist sie aber nicht! Sie sagt gar nichts aus! Warum ich dieser Meinung bin erkläre ich Euch jetzt.

Nehmen wir als Beispiel die Einstufung „Niedriges Risiko“. Bei dieser Kategorie liegt der Schwerpunkt der Anlage auf dem Kauf von festverzinslichen Wertpapieren. 75% des Geldanlagebetrages soll in diese Anlageklasse investiert werden. Wenn wir mit diesem Geld jedoch festverzinsliche Wertpapiere von zweifelhaften, hochverschuldeten Unternehmen oder Staaten kaufen, dann erzielen wir vielleicht sogar eine Verzinsung. Diese liegt über dem Zinssatz von Festgeldanlagen oder Staatsanleihen der BRD.

Die gekauften Wertpapiere unterliegen aber einem sehr hohen Risiko, da die Schuldner ein schwache Bonität aufweisen. Im Pleitefall verlieren wir unser Geld nahezu komplett. Vielleicht erhalten wir noch einen kleines Restkapital, dass aus der Konkursmasse zurückbezahlt wird. Kaufen wir mit dem Geld solide Anleihen, die von Schuldnern mit guter Bonität ausgegeben wurden, so erzielen wir leider keine positive Verzinsung auf unser Kapital.

Man kann als sehen, dass man mit festverzinslichen Wertpapieren keineswegs nur niedrige Risiken eingeht. Daher ist die Risikoeinstufung 25% Aktien / 75% Anleihen nicht aussagefähig! Sie sagt rein gar nichts über die Risiken aus. Es liegt einzig und allein daran, wie man mit dem Bereich festverzinsliche Wertpapiere umgeht. Man kann sehr konservativ aber auch sehr spekulativ agieren.

Gerade bei vielen Anleihen-Investmentfonds werden leider sehr oft hohe Risiken eingegangen, um im aktuellen Umfeld noch Rendite zu erzielen. Dies ist jedoch den wenigsten Anlegern bewusst. Auf dem Papier ist die Anlage doch konservativ…

Fazit:

Die klassischen Risikoeinstufungen von Vermögensstrategien sind immer zu hinterfragen. Eine hohe Quote von festverzinslichen Wertpapieren sagt nichts über Ihr Risiko aus! Sie könnten sogar noch ein höheres Risiko haben, wenn die Qualität der Anleihen nicht gut ist. Die Aktienquote ist damit nicht die alleinige Größe, um die Risikoeinstufung vorzunehmen.

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