Es hat sich in der Wirtschaftsgeschichte schon mehrmals gezeigt, dass der Übergang von einer von Deflation oder Disinflation geprägten Phase in eine inflationäre Umgebung oftmals von starken Kursaufschwüngen an den Aktien- märkten begleitet wird. Europa dürfte dabei maßgeblich profitieren, weil die Aktienmärkte diesseits des Atlantiks mit einem Abschlag gegenüber den US-Pendants handeln. Nun ist mit dem Wahlergebnis in Frankreich ein politischer Hemmschuh weggefallen, der den Blick auf die verbesserten Wachstumsperspektiven lenken sollte. Weiterhin sehen wir gute Perspektiven in den Emerging Markets, wo sich vielerorts die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern. Ansprechende Bewertungen und steigende Unternehmensgewinne dürften für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten sorgen. Innerhalb der Emerging Markets bevorzugen wir Südamerika und derzeit noch China.
Neben Wachstumsenttäuschungen aus den USA erachten wir stark ansteigende globale Zinsen als größtes Risiko für die Fortsetzung des laufenden Aktienaufschwungs. Letzteres würde Aktien relativ gesehen gegenüber Anleihen weni- ger attraktiv machen und die Refinanzierungskonditionen der Unternehmen verschlechtern. Eine Normalisierung des Zinsniveaus sollte an den Aktienmärkten zunächst noch positiv aufgenommen werden. Langfristige Vergleiche zeigen, dass Leitzinserhöhungen per se nicht schlecht für die Aktienmarktentwicklung sein müssen, weil sie das Vertrauen der Notenbank in die wirtschaftliche Entwicklung dokumentieren. Außerdem bleibt das Zinsniveau aus unserer Sicht insge- samt sehr niedrig und die Anhebungen werden, wenn überhaupt, in einem gemäßigten Tempo durchgeführt – mit Zinsschocks, die in der Vergangenheit Gift für Aktien waren, ist nicht zu rechnen. Die großen Zentralbanken haben seit der Finanzkrise vergeblich eine extrem inflationäre Politik verfolgt. Nun zeigen sich erste „Erfolge“ und es würde uns nicht überraschen, wenn eine aufkommende Geldentwertung nur halbherzige Maßnahmen hervorrufen würde.
Bei Anleihen Fokus auf Qualität bei niedriger Duration
Das Umfeld spricht in den nächsten Monaten noch für Aktien. Daher versuchen wir die Gewichtung und Risiken im Anlei- hebereich möglichst niedrig zu halten. Insofern liegt der Fokus bei soliden Unternehmensanleihen mit geringer Restlaufzeit, da wir uns bis mindestens Mitte des Jahres moderate Zinsanstiege vorstellen können.
Rohstoffe – je zyklischer desto besser, solange China stabil bleibt
Nach der Korrektur im März und April haben viele Rohstoffe das Potential, die im letzten Jahr begonnene Aufwärtsbewe- gung fortzusetzen. Vielerorts trifft eine wiedererstarkte Industrienachfrage auf ein Angebot, das in den vergangenen Jahren reduziert wurde. Das spricht insbesondere für Industriemetalle wie Kupfer oder Nickel. Beim Öl wird viel von der Förderdisziplin der OPEC und Russland abhängen. In Anbetracht der weltweit starken Nachfrage sollten aber schon kleine Kompromisse der großen Produzenten ausreichen, um mittelfristig wieder Preise um 60 USD/Barrel zu erreichen. Sicher ist das aber keineswegs, denn die Voraussetzung dafür ist eine weiterhin stabile Situation in China. Das Land repräsentiert bei vielen Rohstoffen 50 Prozent der weltweiten Nachfrage. Edelmetalle sehen wir weiterhin als strategi- sche Absicherung gegen eine verantwortungslose Geldpolitik in Verbindung mit einer rasant steigenden globalen Staatsverschuldung. Eine Fortsetzung der zur Jahrtausendwende begonnenen langfristigen Aufwärtsbewegung halten wir daher für sehr wahrscheinlich. Steigende Inflationsraten bei gleichzeitig negativen Realzinsen und einer von uns erwarteten Abschwächung des US-Dollars könnten vor allem bei Gold nach der momentanen Konsolidierung schon im Jahresverlauf für steigende Preise sorgen.
Von Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der steinbeis & häcker vermögensverwaltung

steinbeis & häcker vermögensverwaltung, Hopfenstrasse 8, 80535 München
Beachten Sie bitte immer den Disclaimer!